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 • Wissenschaft

Seminarplan zum Propädeutikum im BA-Studiengang „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“

Seit einigen Semestern lehre ich regelmäßig das Propädeutikum im Bachelor-Studiengang „Wissenschaft – Medien – Kommunikation“ am Department für Wissenschaftskommunikation des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

Das Propädeutikum dient dort als Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten für die Studierenden im ersten Semester. Ob es seinen Zweck erfüllt ist natürlich etwas schwierig zu beurteilen, aber da das Seminar bisher immer von den Teilnehmer*innen sehr gut evaluiert wurde, mag der folgende Seminarplan vielleicht als Inspirationsquelle für ähnliche Lehrveranstaltungen ganz interessant sein.

Das Seminar ist inhaltlich eng verzahnt mit der Vorlesung „Einführung in die Wissenschaftskommunikation“ und behandelt drei größere Themenkomplexe:

  1. Die Einführung in grundlegende wissenschaftliche Arbeitstechniken. (Literaturrecherche und Lektüre, Zitieren und Belegen, Formulierung von Forschungsfragen und das Schreiben von Exposés für Hausarbeiten).
  2. Behandlung von einigen ausgewählten Texten anhand von Leitfragen. Teilweise sind die Texte vorgegeben, teilweise können die Studierenden aus mehreren Möglichkeiten wählen.
  3. Durchführung und Präsentation einer Medienbeobachtung in Kleingruppen als Heranführung an grundlegende empirische Forschungstätigkeiten.

Während in der Vorlesung die inhaltliche Einführung in das Feld der Wissenschaftskommunikationsforschung stattfindet, führt das Propädeutikum stärker ins handwerkliche ein.

Der Arbeitsaufwand ist mit 4 ECTS angesetzt. Das Propädeutikum hat bisher dreimal stattgefunden und fast 125 Studierende haben es durchlaufen, es ist also einigermaßen erprobt.

Seminarplan

# Thema Hausaufgabe
1 Einführung
2 Wissenschaftliches Arbeiten I
Einführung in die Literaturrecherche und -verwaltung
3 Wissenschaftliches Arbeiten II
Wissenschaftliche Texte lesen; Belegen und Zitieren; Forschungsfragen
4 Wissenschaftskommunikation
Pflichtlektüre: Schäfer, M. S., Kristiansen, S., & Bonfadelli, H. (2015). Wissenschaftskommunikation im Wandel: Relevanz, Entwicklung und Herausforderungen des Forschungsfeldes. In M. S. Schäfer, S. Kristiansen, & H. Bonfadelli (Hrsg.), Wissenschaftskommunikation im Wandel (S. 10–42). Köln: von Halem.
Test & Leitfragen
5 Grundbegriffe und Theorien der Kommunikationswissenschaft
Pflichtlektüre: Bonfadelli, H. (2010). Was ist öffentliche Kommunikation? Grundbegriffe und Modelle. In H. Bonfadelli, O. Jarren, & G. Siegert (Hrsg.), Einführung in die Publizistikwissenschaft (3., vollst. überarb. Aufl, S. 111–142). Bern: Haupt.
Leitfragen
6 Wissenschaftliches Arbeiten III
Hausarbeiten und Übung zur Literaturrecherche
7 Medienbeobachtung I
Gruppeneinteilung und Ideenfindung in Kleingruppen
8 Medienbeobachtung II
Präsentation Fragestellung
Ausarbeitung Ideen
9 Lektüresitzung (Klassiker I)
Pflichtlektüre: Studierende wählen zwischen

McCombs, M. E., & Shaw, D. L. (1972): The Agenda-Setting Function of Mass Media. Public Opinion Quarterly, 36(2), 176-187.

Noelle-Neumann, E. (1974). The Spiral of Silence. A Theory of Public Opinion. Journal of Communication, 24(2), 43-51.

Habermas, J. (2010). Politischer Funktionswandel der Öffentlichkeit. In M. S. Kleiner (Hrsg.), Grundlagentexte zur sozialwissenschaftlichen Medienkritik (S. 195–206)
Leitfragen
10 Lektüresitzung (Klassiker II)
Pflichtlektüre: Kohring, M. (2005). Wissenschaftsjournalismus: Forschungsüberblick und Theorieentwurf (2. Aufl.). Konstanz: UVK. S. 279-292
Leitfragen
11 Lektüresitzung (Aktuelle Studien)
Pflichtlektüre: Studierende wählen zwischen

Lehmkuhl, M., & Leidecker-Sandmann, M. (2019). „Visible scientists revisited“: Zum Zusammenhang von wissenschaftlicher Reputation und der Präsenz wissenschaftlicher Experten in der Medienberichterstattung über Infektionskrankheiten. Publizistik.

Weingart, P., & Joubert, M. (2019). The conflation of motives of science communication—Causes, consequences, remedies. Journal of Science Communication, 18(03), 1–13.

Allgaier, J. (2019). Science and Environmental Communication on YouTube: Strategically Distorted Communications in Online Videos on Climate Change and Climate Engineering. Frontiers in Communication, 4(36), 1–15.
Leitfragen
12 Präsentation der Medienbeobachtungen
Gruppen 1 bis 4
13 Präsentation der Medienbeobachtungen
Gruppen 5 bis 8
14 Fragen zur Klausur in der Vorlesung “Einführung in die Wissenschaftskommunikation”
Pflichtlektüre: Wahl aus Texten der Vorlesung
Leitfragen
15 Abschluss
360°-Feedback

Hausaufgaben und Leitfragen zur Lektüre

Zur 4. Sitzung

  • Test zu Literaturangaben und Belegen (Datei zum Import des Tests in ILIAS )
    • Die automatische Bewertung des Tests durch ILIAS funktioniert nicht richtig, das sollte den Studierenden vorher mitgeteilt werden.
  • Leitfragen zur Pflichtlektüre (Schäfer et al., 2015):
    • Wie definieren die Autoren Wissenschaftskommunikation?
    • Welche Phasen in der Entwicklung der Wissenschaftskommunikation unterscheiden die Autoren?
    • Beschreiben Sie die Phasen kurz mit eigenen Worten.
    • Welche Probleme sehen die Autoren in der Digitalisierung der Wissenschaftskommunikation?

Zur 5. Sitzung

  • Leitfragen zur Pflichtlektüre (Bonfadelli, 2010):
    • Worin unterscheiden sich Verhalten, soziales Handeln und symbolische Interaktion?
    • Was versteht man unter der Beziehungs- und Sachebene der Kommunikation?
    • Was bedeuten „Reziprozität“ und „Reflexivität“ in Bezug auf Kommunikation?
    • Wie lautet die sog. Lasswell-Formel? Und was sind deren Vor- bzw. Nachteile?
    • Wie definiert Gerhard Maletzke „Massenkommunikation“?
    • Welche Funktionen übt Kommunikation für Individuen und Gesellschaft aus?

Zur 9. Sitzung

  • Leitfragen zur Pflichtlektüre (Habermas, 2010):
    • Welche drei Phasen unterscheidet Habermas in der Entwicklung des Zeitungswesen?
    • Wie reagiert der Staat auf die Vermachtung der Öffentlichkeit?
    • Wie erklärt Habermas die Zunahme von Werbung?
    • Worin unterscheiden sich Werbung und Public Relations (PR)?
    • Welche Folge hat PR für die bürgerliche Öffentlichkeit?
  • Leitfragen zur Pflichtlektüre (Noelle-Neumann, 1974):
    • Welche Frage möchte Noelle-Neumann beantworten?
    • Welche Funktion hat das „quasi-statistische Organ“ und wie funktioniert es?
    • Was besagt die Theorie der Schweigespirale?
    • Welche Empfehlungen leitet sie aus ihren Ergebnisse für die Meinungsforschung ab?
    • Welche Rollen spielen die Massenmedien in der Theorie?
    • Muss die Theorie der Schweigespirale für die heutige Medienlandschaft modifiziert werden?

Zur 10. Sitzung

  • Leitfragen zur Pflichtlektüre (Kohring, 2005):
    • Welche zentrale Frage will Kohring in diesem Kapitel beantworten? Und wie beantwortet er sie?
    • Was macht das System Journalismus aus?
    • Was ist die Funktion des Wissenschaftsjournalismus?
    • Wo geht, laut Kohring, das Paradigma der Wissenschaftspopularisierungin seiner Kritik am Wissenschaftsjournalismus fehl? Woran sollte der Wissenschaftsjournalimus stattdessen gemessen werden?
    • Welche Rolle spielt das Publikum bei Kohring? Welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für die Erforschung des Wissenschaftsjournalismus?
    • In welchem Verhältnis stehen Wissen und Vertrauen?

Zur 11. Sitzung

  • Leitfrage zur Pflichtlektüre (Algaier, 2019):
    • Welchen Kritikpunkt sehen Sie an der Studie von Algaier? (Formulieren Sie einen Kritikpunkt zur Studie von Algaier. Ihre Kritik kann sich auf alle Teile der Studie (Methodik, Fragestellung, Ergebnisse, Schlussfolgerungen …) beziehen. Zum Beispiel: Wo ist etwa die gewählte Methode problematisch? Passen die Schlussfolgerungen zu den Ergebnisse? Wird die Fragestellung adäquat beantwortet?)